Lebensrettung

Touristen auf der Passstrasse des St. Gotthard-Passes wie auch Militärpersonen werden Zeugen eines tragischen Flugunfalls. Ein Helikopter der Schweizer Armee stürzt am 28. September 2016 auf dem Pass ab. Ein Riesenlärm, Rauch, Feuer, der Pilot bewegungslos in der Falle der Flugkabine.

(Foto: La Provincia, Emilio Moscatelli)

Oberst Thomas Schmidt kauert im Gras. Über ihm bricht der startende Superpuma, den er eben mit einer französischen Delegation verlassen hat, in der Luft auseinan­der. Einer Kreissäge gleich wirbelt das Heck über seinen Kopf hinweg, bohrt sich senkrecht ins Erdreich. Neben ihm schlägt ein Rotorblatt ein. Kabel der Stromleitung, die der Hubschrauber berührt hatte, geisseln durch die Luft; eines peitscht unweit von einem der Franzosen zu Boden, entlädt sich explosionsartig.

Gemeinsam mit seinem Kollegen, Steve Marc Wehrli, einem Wachtmeister der Mili­tärpolizei, wird der Unfall der Luftwaffe gemeldet. Mit Feuerlöschern ausgerüstete Zivilisten eilen herbei. Aus dem hinteren Teil lodern die ersten Flammen. Schmidt steigt vor Herrn Wehrli durch eine aufgeborstene Luke in die Kabine, wo er den re­gungslos liegenden Flughelfer entdeckt und ihm befiehlt, ihm seine Hand zu reichen. Nachdem er aus seiner Schockstarre erwacht ist, kann ihn Thomas Schmidt zu sich ziehen. Noch aber verbindet ein Sicherheitskabel aus Stahl den Flughelfer mit dem Hubschrauber. Es tropft Kerosin. Fieberhaft öffnet der Retter etliche Schnallen, und endlich kommt der Flughelfer frei. Mit vereinten Kräften hieven die beiden Militärs den Verletzten aus der Luke. Schwerstarbeit. Kaum ist der Flughelfer in Sicherheit, erfassen meterhohe Flammen die Passagierkabine.

Die beiden Retter holen die Piloten und den Flughelfer aus dem brennenden Wrack. Bild: zvg

Die Türe zum Cockpit klemmt. Mit einem Sackmesser schlägt Thomas Schmidt ein Plexiglasfenster ein; Steven Wehrli wuchtet die Türe weg. Mit der Hilfe von Zivilisten bringen sie den ersten Milizpiloten in sichere Distanz zum brennenden Wrack. Er hat das Inferno nicht überlebt.

Unter den Trümmern im Kabineninnern liegt der zweite Pilot, regungslos. Herr Schmidt springt ins Cockpit, kniet sich hin, befreit den Piloten und bricht ein. Kerosin tränkt seine Hosen, fliesst in seine Stiefel. Das Feuer ist nicht mehr weit. Mit letzter Kraft holen die beiden Retter den Piloten raus. Hinter der rennenden Gruppe krachts, eine Hitzewelle folgt. Schmidt kann nicht mehr; die Kräfte sind ihm ausgegangen.

Oberst Thomas Schmidt wurde mit dem Samariterpreis ausgezeichnet.

Auszeichnungen